Die Hypothek der Auftaktphase war zu schwer 

ThSV Eisenach unterliegt nach famosem Fight der MT Melsungen mit 24:27 (9:13) / Aufsteiger schöpft aus der Niederlage gegen ein Spitzenteam Mut 

Es ging hoch her im thüringisch-hessischen Nachbarschaftsvergleich - sportfotoseisenach

Die Hypothek des 1:7-Auftaktes war zu groß, der ThSV Eisenach unterlag der MT Melsungen mit 24:27 (9:13). Beim 19:21 (47.) und 23:25 (56.) waren die Wartburgstädter auf Tuchfühlung, doch der routinierte Tabellen-Dritte aus Nordhessen ließ den Anschlusstreffer nicht zu. Unterm Strich stand für den Aufsteiger von der Wartburg die 6. Niederlage in Folge. Er verharrt auf dem 17. Tabellenplatz. Doch auch an diesem Freitagabend vor nahezu 2.900 Zuschauern, darunter 150 Anhänger der MT Melsungen, zeigten die Eisenacher, dass sie im deutschen Oberhaus selbst gegen eine Spitzenmannschaft mithalten können. 

„Ich gratuliere meiner Mannschaft für den erfolgreichen Kampf über 60 Minuten. Wir waren besser als Eisenach und verdienter Sieger“, lautete das kurze Statement von Roberto Garcia Parrondo, dem Coach der MT Melsungen. Dem pflichteten die Eisenacher Verantwortlichen nicht bei. „Wir waren spätestens ab der 50. Minute die bessere Mannschaft. Die Hypothek des 1:7-Startes, als wir zu viele freie Bälle wegließen, wog schwer. Doch danach boten wir eine überragende Leistung. Ich hasse es, zu verlieren, doch heute bin ich stolz meine Mannschaft mit einer starken Mentalität“, konstatierte Eisenachs Trainer Misha Kaufmann. „Unsere Jungs haben alles rausgehauen. Sie haben ihr Herz auf die Platte gebracht, mit ganz viel Kampf, Leidenschaft und Engagement“, ergänzte Rene Witte. Von einem „geilen Spiel, in dem die Zuschauer alles geboten bekamen, was den Handball so fasziniert“, sprach Philipp Meyer. „Im zweiten Abschnitt wurde es richtig spannend. Bei einem bisschen mehr Glück und Cleverness hätten wir mehr als nur an einem Punktgewinn schnuppern können. Diese Leistung sollte uns Mut für die bevorstehenden Aufgaben machen“, fügte der Eisenacher Abwehrchef hinzu. Er selbst war von dem Fight an allen Stellen seines Körpers arg gekennzeichnet. Von einer „Niederlage, die Mut macht“, sprach Eisenachs Rechtsaußen Moritz Ende. Die Eisenacher Verantwortlichen richteten beste Wünsche an Melsungens Timo Kastening, der sich in einer Abwehraktion eine Kopfverletzung zuzog und ins Eisenacher Klinikum gebracht werden musste. 

Nordhessen mit Traumstart

„Der Start verlief katastrophal“, gestand Eisenachs Rechtsaußen Moritz Ende. „Wir ließen gleich sechs hundertprozentige Wurfchancen aus“, konstatierte Rene Witte. Manuel Zehnder scheiterte beim Siebenmeter vom Strich und im Nachwurf am in der Anfangsphase seinen Kasten schier vernagelnden Melsunger Schlussmann Adam Morwaski. Der Pole stand stets in der bedrohten Ecke, parierte gegen Willy Weyhrauch und Peter Walz. Auf ihn bauend trumpften die Hessen zunächst im Stil einer Spitzenmannschaft auf. Nahezu jeder Wurf saß. Elvar Örn Jonsson netzte zum 1:7 ein (12). Ivan Martinovic traf zum 2:8 (13.). Es schien, die Partie, gerade erst angefangen, sei schon entschieden. „Wir ließen freie Bälle weg, die Hessen versenkten stattdessen“, erklärte Eisenachs Timothy Reichmuth. Mit wechselnden Abwehrformationen, taktisch und personell, versuchten die Eisenacher mehr Stabilität zu erreichen. „Im Angriff und in der Abwehr wurde es langsam besser“, so Timothy Reichmuth. Mit der Einwechslung von Keeper Matija Spikic bekam Eisenachs Abwehr einen neuen Impuls. Beide Teams setzten inzwischen auf das 7 gegen 6. Melsungens Kapitän und Nationalmannschafts-Außen Timo Kastening, mit 8 Treffern bester Werfer der Partie insgesamt, netzte zunächst zum 5:12 ein (20.).

Eisenachs Käpt`n setzt die Segel auf Sturm

Peter Walz zerrte bei den Gastgebern unaufhörlich an den Ketten. Der Kapitän setzte die Segel auf Sturm, behauptete sich am Kreis zum 7:12 (26.). Marko Grgic traf aus der eigenen Hälfte in den verwaisten Gästekasten zum 8:12 (27.) Alexander Saul explodierte aus dem rechten Rückraum, markierte das 9:13 (27.). ThSV-Keeper Maitja Spikic roch beim Kempa-Versuch der Hessen den Braten, parierte das Leder.  

„Im zweiten Abschnitt haben wir dann vieles richtig gemacht. Unsere gut strukturierte Abwehr zwang Melsungen ins Zeitspiel“, analysierte Moritz Ende. Sein Kollege Alexander Saul narrte die gegnerische Abwehr zum 10:13 (31.) und 11:14 (32.). Manuel Zehnder wuchtete eine Freiwurfablage zum 12:15 ins Netz (34.). Bei den Gästen brillierte der nur 1,68 Meter große Spanier Erik Balenciaga als Regisseur, der auch selbst den Weg zum Tor suchte und erfolgreich abschloss. Nach Ballgewinnen startete Timo Kastening zum 12:18 durch (37.). Die Gastgeber, lautstark unterstützt, fighteten. Voran Peter Walz. Er wurde beim Gegenstoßversuch von Adrian Sipos burschikos gestoppt (38.). Der Eisenacher Kapitän und Alexander Saul verkürzten auf 15:19 (38.). Mit zwei Kreisläufern wirbelten die Eisenacher die Abwehr des Tabellen-Dritten gehörig durcheinander. Die Gastgeber holten Treffer um Treffer auf. Die Linkshänder Alexander Saul und Moritz Ende verkürzten bis auf zwei Treffer (19:21, 47.). Roberto Garcia Parrondo schwante nichts Gutes, er rief sein Team zur Auszeit, instruierte neu. Dainis Kristopanis und Timo Kastening schlossen zum 19:23 ab (49.). Jetzt rief Misha Kaufmann seine Mannschaft zur Besprechung. Eine heiße Schlussphase wurde eingeläutet, mit einer längeren Unterbrechung aufgrund der Verletzung von Timo Kastening, mit einem an der Seitenlinie tobenden Melsunger Torwarttrainer Carsten Lichtlein und besonnenen, nach einer Videoanalyse entscheidenden Referees Rames Thiyagarajah und Suresh Thiyagarajah. Die Sanitäter des DRK Eisenach waren sofort zur Stelle, übernahmen die Erstversorgung. Mit einem Verband als Turban verschwand Timo Kastening in den Katakomben. Wenig später hämmerte Peter Walz eine Freiwurfablage zum 23:25 ins Melsunger Gehäuse (56.). Der Sieg des Favoriten wackelte. Doch ein Ball von Manuel Zehnder verfehlte das Ziel, Moritz Ende visierte nur das Holz an. David Mandic und Erik Balenciaga sorgten mit ihren Treffern zum 23:27 für die Entscheidung. Peter Walz traf mit seinem 6. Treffer zum 24:27-Endstand. 

ThSV Eisenach gastiert bereits am Donnerstag beim TBV Lemgo Lippe

„Gegen eine mit Weltklasse-Spielern besetzte Spitzenmannschaft können wir mithalten. Das nehmen wir aus dieser Partie mit, um weiter mit Herz und Leidenschaft in der stärksten Liga der Welt unsere Chance zu suchen“, betonte Moritz Ende. Bereits am Donnerstag, 30.11.2023gastiert der ThSV Eisenach beim TBV Lemgo Lippe. Zum nächsten Heimspiel erwarten die Wartburgstädter am Freitag, 08.12.2023 den SC DHfK Leipzig. Und am Montag, 27.11.2023startet der ThSV Eisenach den Verkauf der Halbjahreskarten für die Heimspiele vom Februar bis Juni 2024. 

Statistik

ThSV Eisenach: Spikic, Kornecki; Reichmuth, Zehnder (6), Walz (6), Mengon, Grgic (2), Ende (2), Heitkamp, Meyer, Donker, Kurch, Schneibel, Snajder (2/2), Weyhrauch, Saul (6)

MT Melsungen: Moraski, Simic; Kühn, Balenciaga (4), Mandic (3), Sipos (1), Kristopans(1), Ignatow, Ferreira (1), Drosten, Örn Jonsson (5), Arnasson (1), Aho, Hörr, Martinovc (3), Kastening (8/2)

Siebenmeter: ThSV Eisenach 2/3 – MT Melsungen 2/2

Zeitstrafen: ThSV Eisenach 4 x 2 Min. – MT Melsungen 4 x 2 Min

Schiedsrichter: Thiyagarajah/ Thiyagarajah

Zuschauer: 2.889 

Spielfilm: 1:7 (12.), 5:12 (20.), 9:13 (28.), 15:19 (38.), 19:21 (47.), 20:24 (51.), 23:25 (56.), 23:27 (58.), 24:27 (60.)

Beste Spieler

ThSV Eisenach: Walz, Meyer

MT Melsungen: Balenciaga, Örn Jonsson, Kastening

 

Th. Levknecht

Käpt`n voran: Peter Walz bei einem seiner 6 Treffer - Foto: Ch. Heilwagen
Auszeit: Neue Instruktionen von Misha Kaufmann - Foto: Ch. Heilwagen
Videobeweis: Die Referees Rames Thiyagarajah und Suresh Thiyagarajah schauen sich die zur Verletzung von Tino Kastening
Moritz Ende beim Torwurf - sportfotoseisenach
Malte Donker sucht eine Anspielstation - Foto: Kohlhausen