Eisenachs Heimserie reißt

Wartburgstädter unterliegen clever agierendem HSV Hamburg mit 28:32 (13:15)

Im fünften Heimspiel der Saison musste der ThSV Eisenach die erste

Heimniederlage hinnehmen.

Manuel Zehnder ist dem Ex-Eisenachers Azat Valiullin entwischt - Foto: Ch. Heilwagen

Die Wartburgstädter unterlagen dem HSV Hamburg
mit 28:32 (13:15). „Wir kamen nicht in den Flow der vergangenen Heimspiele.
Einfache Abspielfehler führten zu einfachen Gegentreffern, in deren Folge wir
uns dann wieder herankämpfen mussten“, resümierte Eisenachs Rechtsaußen
Willy Weyhrauch. Linkshänder-Kollege Alexander Saul markierte aus dem
rechten Rückraum 9 Treffer aus 11 Versuchen, was einer Quote von 82 Prozent
entsprach! „Letztlich hat es an Kleinigkeiten gemangelt. Wir bleiben demütig,
versuchen in jedem Spiel das Maximale herauszuholen, ganz viel Herz auf die
Platte zu bringen; dann sind auch Niederlagen erlaubt“, erklärte Eisenachs
Geschäftsführer Rene Witte. Die nahezu 3.000 Zuschauer verabschiedeten ihr
Team mit stehenden Ovationen. Von einer „Wahnsinnsstimmung“ und einem
„Wahnsinnsverein“ sprach Ex-Nationalspieler Torsten Jansen, der als Coach den
HSV Hamburg von der dritten über die zweite zurück in die 1. Liga führte.
„So ist der Handball. Schade, die Punkte waren für den ThSV Eisenach, der
kämpferisch alles gab, greifbar. Er ließ sie durch eigene Fehler in der Abwehr
und im Angriff entgleiten. Die Hamburger haben mit ihrer offensiven Spielweise
immer wieder Lücken zum freien Torwurf geschaffen. In der Schlussphase hatte
der HSV Hamburg mit Johannes Bitter das Momentum auf seiner Seite. Die
Partie hätte auch in die andere Richtung ausschlagen können“, lautet das Fazit
von Matthias Allonge, der über viele Jahre als „Leitwolf“ den Eisenacher
Handball als Spieler, Co-Trainer und Trainer prägte, lautstark begrüßter Gast am
Freitagabend war und seinen Nachfolgern den Klassenerhalt als realistisches
Ziel bescheinigt.

Ex-Auswahlkeeper Johannes Bitter mit Big Points

In einer Partie auf Augenhöhe entschieden die letzten 10 Minuten. Da trafen wir
die besseren Entscheidungen“, bilanzierte Torsten Jansen, der Coach der
Hanseaten. Mit einem 25:25 ging es in die letzten zehn Minuten. „Wir agierten
nicht mehr konsequent, Johannes Bitter wurde dann zum Unterschied-Spieler“,
erklärte Eisenachs Trainer Misha Kaufmann. Der in der 44. Minute
eingewechselte 42-jährige Ex-Nationaltorhüter hatte gleich einen Siebenmeter
von Ivan Snajder abgewehrt, parierte dann mehrfach, blieb im Duell vom Strich
auch gegen Manuel Zehnder Sieger (51.). Die Gäste um den starken
Spielmacher Leif Tissier trafen vom 25:25 (50.) zum 25:29 (54.), verwalteten
das 4-Tore-Polster bis zur Sirene. „Wir wollten die Heimfestung Werner-
Aßmann-Halle mit dem leidenschaftlichen Publikum knacken, setzten enormen
Willen und Kampfbereitschaft gepaart mit unseren handballerischen Qualitäten
entgegen“, sprudelte es aus einem besten gestimmten Azat Valiullin heraus. Der
2,05 Meter große Rückraumspieler der Hamburger trug in der Saison 2015/2016
das Trikot des ThSV Eisenach. Mit von allen drei Kreispositionen
abgeschlossenen Angriffszügen waren die Norddeutschen immer wieder
erfolgreich. Rechtsaußen Frederik Bo Andersen versenkte 8, Kreismitte-Spieler
Niklas Weller 6 und Linksaußen Caspar Mortensen 5 Bälle. „Wir haben die
Linie nicht gut verteidigt“, gestand ThSV-Kapitän Peter Walz. Er und
Kreisspieler-Kollege Justin Kurch benannten zudem zwei schlechte Phasen, den
0:4-Tore-Lauf nach eigener 12:10-Führung (25.) zum 12:14 (29.) und den
Schlussabschnitt mit einem 0:5-Tore-Lauf. „Die vielen kleinen individuellen
Fehler bestraften die Hamburger rigoros“, so Peter Walz, der nach nicht einmal 8
Minuten mit der zweiten Zeitstrafe belegt und damit gehandicapt war, drohte das
vorzeitige Aus. „Wir sind enttäuscht, dass nach einem Spiel lange Zeit auf
Augenhöhe unser Heimnimbus gebrochen wurde. Im Angriff unterliefen zu viele
technische Fehler, wodurch wir nicht ins Verteidigen kamen. Unsere guten
Phasen in der ersten und zweiten Halbzeit stoppten wir selbst durch technische
Fehler“, ärgerte sich ThSV-Kreisspieler Justin Kurch.
Bis zum 12:10 kontrolliert der ThSV Eisenach das Spiel
Die Eisenacher setzten von Beginn auf wechselnde Deckungsformationen mit
wechselndem Personal. Alexander Saul war im Angriff sofort auf
Betriebstemperatur. Er bediente Peter Walz zum 4:3 (8.). Die Hansestädter
initiierten von Beginn Angriffszüge zu allen Kreispositionen, egalisierten den
Führungstreffer der Hausherren postwendend. Dominik Axmann marschierte
über die linke Seite zum 8:8 (15.). Die Schützlinge von Torsten Jansen nutzten
Überzahlphasen effektiv. Nach dem 10:9 (19.), Willy Weyhrauch hatte
eingenetzt, kam Jens Vortmann für Johannes Bitter in den Hamburger Kasten.
Die Hamburger setzten auf ein 7 gegen 6 im Angriff. Manuel Zehnder
verwandelte einen an ihm verwirkten Siebenmeter zum 12:10 (25.). „Wir
kontrollierten eigentlich das Spiel“, befand Misha Kaufmann. Doch dann
patzten die Eisenacher. Beim 12:12-Ausgleichstreffer roch es stark nach einem
Schrittfehler. Leif Tissier und Niklas Weller trafen per Tempogegenstoß zum
12:14 (29.). Dem Anschlusstreffer von Alexander Saul ließ Dominik Axtmann
noch das 13:15 folgen.

Hansestädter im Finish cleverer


Der mit Beginn der zweiten Halbzeit eingewechselte Marko Grgic belebte das
Eisenacher Angriffsspiel, agierte aber auch streckenweise als vorgezogene
Deckungsspitze. Nach Regelwidrigkeit an Justin Kurch verwandelte Ivan
Snajder vom Strich zum 17:17 (34.). Einen Querpass von Alexander Saul
stibitzte sich Azat Valuillin und versenkte zum 18:19 (37.). Kurz darauf zappelte
ein Ball von Alexander Saul zum 19:19 im Hamburger Kasten (38.). Manuel
Zehnder traf per Siebenmeter (nach Foul an Marko Grgic) zum 20:19 (40.).
Marko Grgic bediente Alexander Saul zum 21:20 (41.). Die Emotionen auf
Parkett und Rängen stiegen nach einer umstrittenen Zeitstrafe gegen Philipp
Meyer. Hamburgs Caspar Mortensen verfehlte mit einem Wurf aus der eigenen
Hälfte den verwaisten Eisenacher Kasten (43.). Die Hanseaten vermochten
Simone Mengon nur regelwidrig zu stoppen, doch Ivan Snajder scheiterte am in
den Hamburger Kasten zurückbeorderten Johannes Bitter (44.). Es blieb
hochgradig spannend. Beim 22:21 (Zehnder, 45.). 23:22 (Saul, 47.), 24:23
(Zehnder, 48.) und 25:24 (49., Zehnder per Siebenmeter gegen Bitter) lag der
ThSV Eisenach knapp vorn. Doch dann profitierten die Norddeutschen von
Eisenacher Fehlern – und ihrem Oldie im Tor, netzten mit einem 5:0-Tore-Lauf
zum 25:29 ein (54.) und ließen sich den Auswärtssieg nicht mehr streitig
machen. Johannes Bitter sorgte für das Übergewicht des HSV Hamburg.
In den nördlichsten Zipfel von Schleswig-Holstein
Zeit zum langen Lamentieren gibt es nicht. Nach der Analyse geht es in die
Vorbereitung einer Partie gegen ein weiteres Team aus Norddeutschland. Mit der
SG Flensburg-Handewitt erwartet am Samstag, 28.10.2023 ein absolutes Top-
Team die Männer von Misha Kaufmann.

Statistik
 

ThSV Eisenach: Spikic, Plaue; Reichmuth (1), Zehnder (8/4), Walz (1), Mengon
(1), Grgic (1), Ende, Heitkamp, Meyer, Donker, Kraus, Kurch (1), Snajder (3/1),
Weyhrauch (3), Saul (9)
HSV Hamburg: Bitter, Vortmann; Magaard (2), Mortensen (5/1), Tissier (3),
Lassen (3), Weller (6), Axmann (4), Andersen (8), Niemann, Hartwig, Severec,
Bergemann, Benkendorf, Valiullin (1)
 

Siebenmeter: ThSV Eisenach 5/7 – HSV Hamburg 1/1
 

Zeitstrafen: ThSV Eisenach 6 x 2 Min. – HSV Hamburg 3 x 2 Min.

Schiedsrichter: Otto/Piper

Zuschauer: 2.920

Th. Levknech

Alexander Saul markierte 9 Treffer, was einer Torwurfquote von 82 Prozent entsprach! - sportfotoseisenach
Simone Mengon gegen Azat Valiullin - sportfotoseisenach
Justin Kurch trifft vom Kreis - sportfotoseisenach
Marki Grgic am Ball, Peter Walz lauert auf ein Zuspiel - sportfotoseisenach
Junge Sportler des SV Eckardtshausen begleiteten unser Team auf das Parkett - sportfotoseisenach