ThSV Eisenach dieses Mal in der Crunchtime abgeklärt

Wartburgstädter bejubeln 25:24 (11:12) -Derbysieg über den SC DHfK Leipzig 

Eisenachs Neuzugang Mait Pratail (Nummer 9) bejubelte mit seinen neuen Teamkollegen den Derbysieg - sportfotoseisenach

Die Werner-Aßmann-Halle glich wieder einem Tollhaus! Aufsteiger ThSV Eisenach beendete mit einem 25:24 (11:12) -Erfolg über den SC DHfK Leipzig eine Serie von 7 Niederlagen in Folge und hält Anschluss an das untere Tabellen-Mittelfeld. „Endlich bewahrten wir, im Gegensatz zu vorherigen Spielen, in der Schlussphase kühlen Kopf“, freute sich Eisenachs Kreisspieler Justin Kurch. 

Führungstrio verlängert längerfristig 

Ovationen von den Rängen gab es schon vor dem Anpfiff. ThSV-Präsident Shpetim Alaj verkündete drei Vertragsverlängerungen. Trainer Misha Kaufmann und der Sportliche Leiter Maik Nowak verlängerten ligaunabhängig um drei Jahre bis 2027, Geschäftsführer Rene Witte gleich um 5 Jahre bis 2029. „Wir wollen unsren Thüringer Kultclub gemeinsam weiterentwickeln, einen Traditionsverein professionalisieren, modernisieren und fit für die Zukunft machen“, erklärte Rene Witte. „Der ThSV Eisenach ist für mich eine Herzensangelegenheit. Ich bin stolz, hier zu arbeiten“, betonte Misha Kaufmann. 

Ein Oldie fühlt sich noch einmal jung 

Von einer „famosen Atmosphäre in der Werner-Aßmann-Halle, die man nur selten trifft“, sprach Eisenachs Neuzugang Mait Patrail. Es mache sehr viel Spaß, hier zu spielen und mit der jungen Mannschaft zu trainieren. Eisenachs Coach Misha Kaufmann setzte den Routinier ganz gezielt in Unterzahl- und Überzahlphasen ein. „Mait hat schon viel erlebt. Er soll seine Erfahrungen an unsere junge Mannschaft weitergeben, Ruhe in unser Spiel und die Kontrolle des Balles bringen“, erläuterte Misha Kaufmann. „Inmitten dieser jungen Truppe fühle ich mich jünger, als ich bin“, lachte der 35-jährige Este nach dem Spiel.  

Eisenachs Abwehr war einmal mehr entscheidend

Von einer „Mega-Abwehr“ sprach ein strahlender Eisenacher Coach Misha Kaufmann. Von der hohen Bedeutung der 62. Auflage dieses Derbys für die Region sprach Eisenachs Geschäftsführer Rene Witte. „Wir haben eine Durstrecke beendet, die wichtigen Punkte 8 und 9 geholt“, erklärte Rene Witte. „Wir wussten, was uns erwartet. Es war heiß in der Halle. Mit der Atmosphäre ist meine Mannschaft nicht klargekommen. Nach gutem Start haben wir uns zu viel mit uns selbst beschäftigt. Uns sind unter dem Druck Fehler unterlaufen, die sonst nicht passieren“, konstatierte Runar Sigtryggsson, Leipziger Coach, vor knapp 20 Jahren Spieler und dann Trainer in Eisenach. „Wir dachten, wir wären abgeklärter und stabiler, doch dann ist die Welle des Hexenkessels über uns geschwappt. Wir können von dieser Partie viel lernen“, konstatierte Karsten Günther, der Geschäftsführer des SC DHfK Leipzig. Die Sachsen wollen eine Unregelmäßigkeit in der Zeitnahme wahrgenommen haben und kündigten einen Einspruch an. Ob wirklich, werden sie erst in den nächsten Tagen entscheiden. 

Nach 6-Tore-Rückstand aufgedreht 

Bis zur 18. Minute sah es freilich nicht nach einem Eisenacher Sieg aus. Die Gastgeber brachten aus den besten Positionen das Leder nicht am Leipziger Schlussmann Domenico Ebner vorbei. Die Gäste, um den treffsicheren Lukas Binder (7 Treffer aus 8 Würfen), hingegen netzten zum 3:9 ein. „Das Erfolgsrezept lautete, dass sich jeder von uns im Angriff maximal bewegt hat, auch wenn er nicht den Ball hatte“, erläuterte Franz Semper. Der Treffer zum 3:9 blieb sein einziger. Die Hausherren hatten bis dahin schon zwei Siebenmeter ausgelassen. Sie offenbarten an diesem Tag eine ungewohnte Schwäche vom Strich. Sie ließen von sechs ihnen zuerkannten Strafwürfe gleich vier aus, von denen einer am Pfosten landete und zwei den DHfK-Kasten gänzlich verfehlten.Einen parierte Domenico Ebner, doch im Nachwurf versenkte der auch hier Verantwortung übernehmende Mait Patrail. 

Mit ihrer leidenschaftlichen 3:3-Deckung gruben die Wartburgstädter fortan den Sachsen das Wasser ab. ThSV-Coach Misha Kaufmann variierte im Rückraum, vertraute dem beim eigenen Torwurf glücklosen Manuel Zehnder als Regisseur, entschied sich frühzeitig für einen Wechsel auf Rechtsaußen. Moritz Ende wusste nach seiner Einwechslung zu gefallen (4 Tore aus 5 Versuchen). Marko Grgic zündete die Fackel zur Aufholjagd. Der 20-jährige Rückraumspieler und Moritz Ende netzten zum 8:9-Anschlußtreffer ein (25.). Der Ausgleichstreffer fiel nicht. Der sein Comeback nach einer Verletzung gebende Simon Ernst traf für die Gäste zum 9:11 (27.). Martin Strosack markierte das 10:12 (28.). Nach einer „Rudelbildung“ bemühten die Referees Christian vom Dorff und Fabian vom Dorff den Videobeweis, beließen es bei einer Zeitstrafe für Leipzigs Marko Mamic. Kurz darauf setzte Mait Patrail seinen Rechtsaußen Moritz Ende in Szene, der zum 11:12 verwandelte (29.). Den möglichen Ausgleichstreffer verhinderte die Querlatte. 

Leipzigern den Schneid abgekauft 

Vom blau-weißen Anhang frenetisch angepeitscht, mit einer bärenstarken Abwehr um Philipp Meyer, setzten die Eisenacher ungebremst von der Halbzeitpause ihren leidenschaftlichen Handballfight fort. Ausgelassene Torchance wurden weggesteckt. Jede gelungene Abwehraktion wurde bejubelt. Auf dem Parkett und auf den Rängen. Die Gäste agierten immer mehr verunsichert, verloren ihre Linie. Der trotz Fehlwürfen unaufhörlich an den Ketten zerrende Marko Grgic zog mit vollster Überzeugung zum 14:14 ab (38.). Einen Ballgewinn in der Abwehr nutzte Manuel Zehnder zum ersten Führungstreffer für sein Team (15:14, 39.). Ein Ball von Moritz Strosack landete im Gesicht von Eisenachs Keeper Matija Spikic. Der Leipziger musste regelkonform für zwei Minuten auf die Bank. Auch in dieser Überzahlphase kam Mait Patrail und schloss selbst zum 16:14 ab (39.). Doch die Leipziger gaben nicht klein bei. Matej Klima, Lukas Binder, Simon Ernst und Viggo Kristjansson trafen zum 17:19 (45.). „Eigentlich dachten wir, die Partie in die richtigen Bahnen gelenkt zu haben“, kommentierte DHfK-Geschäftsführer Karsten Günther diese Phase. Mitnichten! Per Kempa traf Alexander Saul zum Anschlusstreffer (18:19, 46.). Der ins ThSV-Gehäuse gekommene Dominik Plaue parierte. Nach Regelwidrigkeit an Malte Donker schritt Manuel Zehnder zur Siebenmeterlinie – und verwandelte zum 19:19 (48.). Im 7 gegen 6 versuchten die Schützlinge von Runar Sigtryggsson die big points zu machen. Matej Klima hämmerte eine Freiwurfablage zum 20:21 in die Maschen des ThSV-Gehäuses. Marko Grgic antwortete für die Hausherren (21:21, 52.). Nach einem üblen Foul an Marko Grgic war für Simon Ernst die Partie vorzeitig beendet (55.). Den fälligen Strafwurf versenkte Manuel Zehnder zum 22:21(55.). Die DHfK-Männer ließen, von der Eisenacher Abwehr unter Druck gesetzt, das Leder ins Aus gleiten. Moritz Ende brachte den ThSV Eisenach mit 23:21 in Führung (56.). In Überzahl, Philipp Meyer musste für zwei Minuten auf die Bank, markierte Viggo Kristjansson den Leipziger Anschlusstreffer (23:22, 57.). Doch das Momentum blieb auf Eisenacher Seite. Mit purer Willenskraft lochte ThSV-Kapitän Peter Walz zum 24:22 (58.) ein. Dem neuerlichen Anschlusstreffer der Gäste ließ Alexander Saul aus dem rechten Rückraum das 25:23 folgen (59.). Lucas Krzikalla markierte den 24. Treffer für die Leipziger(60.). Längst stand die stimmgewaltige Kulisse! Während einer Auszeit instruierte Runar Sigtryggsson seine Crew für die letzte Spielminute. Eisenach verteidigte mit Leidenschaft und Herzblut. Die Gäste kamen noch einmal in Ballbesitz, doch die Spielzeit war abgelaufen. Ausgelassen tanzte das Eisenacher Team auf dem Parkett. Innbrünstig intonierte die blau-weiße Anhängerschaft alle Strophen von Thüringens Nationalhymne, dem Rennsteiglied. 

Statistik

ThSV Eisenach: Spikic, Plaue; Reichmuth, Zehnder (4/2), Patrail (2), Walz (3), Mengon (1), Grgic (6), Ende (4), Meyer (1), Donker (1), Kurch (1), Schneibel, Snajder, Weyhrauch, Saul (2)

SC DHfK Leipzig: Ebner, Saeveras; Runasson (1), Ernst (2), Krzikalla (1), Binder (7), Klima (4), Mamic, Peter, Sunnefeldt, Gebala; Strosack (2), Matthes, Semper (1), Sajenev, Kristjansson (6)

Zeitstrafen: 

ThSV Eisenach 3 x 2 Min.

SC DHfK Leipzig 6 x 2 Min., Rot für Ernst n. grobem Foulspiel (55.)

Siebenmeter:

ThSV Eisenach 2/6 

SC DHfK Leipzig 0

Schiedsrichter: Christian vom Dorff/ Fabian vom Dorff

Zuschauer: 2.740

Beste Spieler

ThSV Eisenach: Grgic, Walz, Meyer

SC DHfK Leipzig: Kristjansson, Binder, Ebner

Spielfilm: 3:9 (17.), 8:9 (25.), 14:14 (38.), 16:14 (39.), 17:19 (45.), 20:21 (51.), 23:21 (56.), 24:23 (58.), 25:23 (59.), 25:24 (60.)

 

Th. Levknecht

Moritz Ende jubelt völlig losgelöst - Foto: Ch. Heilwagen
Moritz Ende netzt zu einem seiner 4 Treffer ein - sportfotoseisenach
ThSV-Kapitän Peter Walz bejubelt eine gelungene Aktion - Foto: Ch. Heilwagen
Mit vollster Überzeugung unterwegs - Eisenachs Marko Grgic - sportfotoseisenach